Heikes Reisebericht - Island Sommer 2019

Hurra, vier Wochen Zeit für dieses Land der Extreme. Eine Rundreise von der mich gerade die Naturschönheiten abseits der Superlative begeisterten.

Die Blaue Lagune auf der Halbinsel Reykjanes ist ein wahrer Touristenmagnet. Mich zogen auf Reykjanes der riesige Schlammtopf Fúlipollur und das Geothermalgebiet von Séltun (Krísuvik) magisch an. Hier dampft die Erde, es blubbert, das Vulkangestein leuchtet in intensiven Farben und es sind keine großen Touristenbusse unterwegs. Wer Zeit hat, steigt am Parkplatz rechts vom Krísuvik hinauf und lässt den kurzen Rundweg unter sich liegen. Ende Juli lohnt auf der Halbinsel auch ein Abstecher zur Strandarkirkja an der „Engelsküste“, wo sich gerne Robben an der Küste aufhalten.

Für Islandeinsteiger ein „Muss“ ist der berühmte „Goldene Kreis“ – eine Rundtour über den Þingvellir Nationalpark, dem Geysir Stokkur und dem gigantischen Wasserfall Gullfoss. Das ist von Reykjavik aus ideal machbar.

Bevor ich mich auf den Weg zu den Highlights entlang der Südküste machte, durfte auch Hveragerði nicht fehlen. Der Ort ist die Quelle einer besonderen Spezialität: Hverabrauð, ein in heißer Vulkanasche gebackenes malzig-süßes Brot. Es wird mit Butter angeboten. Schmeckt prima. Auf meinem Plan steht der „Klassiker“ Reykjadalur, eine faszinierende Wandertour zu heißen Badequellen im Gebirge. Pferdefreunde unternehmen diese Tour als „Kombi“ und reiten mit Islandpferden hinauf. Das letzte Stück wird dann auf Schusters Rappen zurückgelegt. Während die Reiter in der heißen Quelle entspannen, verschnaufen die Pferde. Auf jeden Fall Badesachen mitnehmen. Das Wetter war auch am Folgetag gut. Ideal für meine längere, anspruchsvollere und einsame Wanderung mit imposanten Ausblicken. Die Tour startet am Kraftwerk Hellisheidi. Das liegt zwischen Reykjavik und Hveragerði. Steil bergan zeigt der Streckenabschnitt zunächst seinen vulkanischen Charakter mit seinem bunten Gestein und den Dampfsäulen des Kraftwerkes. Später führt er über ein flaches Hochland mit einem sprudelnden Bach mit leuchtend grünem Moos, um dann hoch an Felsentürmen vorbei zum Aussichtspunkt mit 360° Panoramablick zu enden. Gerade einmal drei Autos parkten am Ausgangspunkt. Natur und Ruhe pur.

Als Kontrast zum Aktivprogramm der letzten Tage besuche ich anderntags in Hvolsvöllur das Lava Center. Ein gut aufbereiteter Film über die unterschiedlichen Vulkantypen auf Island stimmt mich auf meine gerade begonnene Reise ein. Der anschließende interaktive Rundgang zu den Themen Krustendeformation, Magmaquelle, Vulkanologie und Asche sind informativ. Für den ersten Blick auf die Gletscherwelt Islands steige ich noch kurz auf das Dach des Centers. Von hier blickt man auf den ca. 45 km entfernten Eyjafjallajökull, der 2010 mit seiner Aschewolke den Flugverkehr in Europa lahm legte und dadurch berühmt wurde.

An der Südküste reihen sich die Highlights Islands wie Perlen an einer Kette: Seljalandsfoss ist immer gut für einen Blick hinter die Kulissen, denn man kann hinter den Wasserfall gehen. Den benachbarten Gljúfurárfoss nehme ich gleich mit. Er fällt hinter einer Felswand in einen Kessel der nur einen Spalt weit geöffnet ist. Weiter geht's zum Skógafoss - mit einer der schönsten Wasserfälle. Achtung: Am oberen Aussichtspunkt zeigt sich der Wasserfall nicht so fotogen. Nur lohnenswert wenn man von dort weiter den Fernwanderweg zu weiteren Wasserfällen geht. Alternativ lohnt der Kvernufoss. Der etwas versteckt liegende Weg dorthin startet nordöstlich vom Freilichtmuseum. Ich entscheide mich für den 30 m hohen wunderschönen Kvernufoss, der von Touristenmassen verschont ist. Kulturinteressierte besichtigen in Skóga das Freilichtmuseum. Nicht weit und der nächste sehenswerte Stopp, Sólheimajökull, taucht auf. Die Gletscherzunge ist ein Ausläufer des Mýrdalsjökull. Ein kurzer Spaziergang und man steht am Rand des abschmelzenden Gletschers. Das Eis ist mit schwarzen Schichten durchzogen, die von den Ascheregen früherer Vulkanausbrüche stammen. Auf der Fahrt zu den nächsten Sehenswürdigkeiten Kap Dyrhólaey und die schwarzen Strände bei Reynisfajra kann man einen Halt für ein Flugzeugwrack einlegen. Ich kann davon nur abraten: Der Fußmarsch durch den Sand ist zeitraubend, das Wrack selbst voller Aufkleber und Sprüche. Bei Fotografen bis vor wenigen Jahren noch als Geheimtipp für „Lost Places Fotografie“ beliebt, hat es seinen Charme für meinen Geschmack verloren. Im Sommer gibt es, man sollte es nicht glauben, tatsächlich einen teuren Shuttle vom Parkplatz zum Strand und zurück.

Wer mit dem Allrad unterwegs ist, dem empfehle ich hinter Vík auf dem Weg nach Osten einen Abstecher Richtung Þakgil zu machen. Ein kleines, enges Tal. Hübsch anzusehen und über Schotterpisten abseits von der Masse zu erreichen. Vík ist übrigens auch gut für einen Einkauf im Supermarkt und im benachbarten Icewear Outdoor Laden, der wahrscheinlich mit zu den größten Islands gehört.

Die Fahrt auf der Ringstraße lohnt allein der vielen Ausblicke wegen. Aber aufgepasst bei Abstechern in Haltebuchten oder auf Parkplätze. Man verlässt die asphaltierte Straße und landet auf dem Schotter. Dieser hat durchaus ganz ordentliche Schlaglöcher. Eine vorausschauende Fahrweise schadet definitiv nicht. Mehr als einmal habe ich das Geräusch von aufsetzenden Fahrzeugen gehört.

Nationalpark Skaftafell – das nächste Highlight steht auf meinem Wanderprogramm. Das Besucherzentrum mit Cafeteria und Souvenirshop hauen einem nicht gerade vom Hocker und der dort gezeigte Film ist in die Jahre gekommen, aber der Park selbst ist klasse. Wie Orgelpfeifen angeordnete Basaltsäulen bilden die Kulissen für den Svartifoss - „schwarzer Wasserfall“ – den man gut in seine kurzweilige Tour hoch zum Gletschertor einbauen kann.

Ich nähere mich gemütlich dem nächsten Superlativ – Jökulsárlón. Wohl dem, der Zeit hat und sich sein eigenes Zeitfenster wählen kann. Früh am Morgen ist es noch still. Es ist absehbar, dass die Sonne heute wenig spektakulär über dem Meer aufgeht. Daher lasse ich den Strand „links liegen“ und spaziere Richtung Gletschersee. Ich liege richtig und freue mich über mein Fotomotiv: Das schwache Sonnenlicht taucht den Gletscher, seine Eisberge und die Lagune in ein sanftes Rosa. Es umgibt mich eine angenehme Ruhe und Stille, bis das erste Amphibienfahrzeug später zum Ausflug auf den Gletschersee startet. Jetzt beobachte ich das Wechselspiel von Ebbe und Flut. Durch die Gezeiten treiben die riesigen Eisberge über einen kurzen Fluss hinaus auf das offene Meer. Zeit für einen Wechsel zurück auf die Strandseite. Ich bin fasziniert von den weiß-blau schimmernden Eisblöcken, die im Lava-Sand stranden oder im Meer schaukeln, bis sie das Salzwasser schmilzt.

In der Nachbarschaft zum Gletschersee Jökulsárlón lohnt auch der kleinere Fjallsárlón einen Abstecher. Mit dem Schlauchboot kommt man hier den Eisbergen besonders nahe. Hier erlebe ich den besonderen Reiz des sich schnell ändernden Islandwetter. Es hatte inzwischen zugezogen. Das letzte Schlauchboot war auf dem Weg zum Anleger. Über dem Gletscher lag Nebel, dazwischen gab es einen nebelfreien Streifen, darunter erneut Nebel. Etwas Mystisches ging in diesem Moment von dieser Landschaft aus. Es war kein langes Schauspiel, aber diese Viertelstunde war richtig klasse.

Meine Reise führte mich weiter nach Osten. Der Osten ist fast gleichzusetzen mit Einsamkeit. Das macht ihn und seine Natur aus. Der wohl bekannteste Ort ist Seyðisfjörður, ein kleines, künstlerisch angehauchtes Örtchen, direkt am Fuß des gleichnamigen Fjords gelegen. Hier legt einmal wöchentlich die Smyril Line an, die ihren Weg von Hirtshals über die Färöer Inseln nach Island nimmt. Von Seyðisfjörður sind es gerade einmal 25 km bis Egilsstaðir, der nächst größeren Einkaufsmöglichkeit.

„Hochland für Anfänger“ steht auf meinem Programm. Die Fahrt führt von Egilsstaðir erst einmal am Lagarflót entlang zum Hegnifoss. Ein schön angelegter Weg führt vom Parkplatz hoch zum Wasserfall. Vom Hegnifoss fahre ich weiter Richtung Snæfell. Die Straße ist dank des dort errichteten Staudamms asphaltiert und auch für normale Pkw befahrbar. Auch wenn ich mangels Allrad nicht die abzweigenden Straßen der Allradpisten befahren kann gibt es mir doch ein gewisses Hochlandgefühl. Auf der Strecke liegt Laugarfell, in Deutschland würden wir das als eine Hochalm bezeichnen. Es ist ein kurzer Schotterpisten-Abstecher von ca. 1 km, für alle Pkw tauglich. Es gibt nicht nur selbstgebackenen Kuchen in gemütlicher Hüttenatmosphäre. Nein, es gibt auch noch zwei Hot Pots mit unterschiedlichen Temperaturen. Gegen Gebühr darf man die Duschen nutzen, bekommt einen Korb für seine Utensilien und begibt sich dann zur Entspannung in die Hot Pots mit Panoramablick auf Snæfell. In unmittelbarer Nähe zur Hütte gibt es einen pittoresken Wasserfall. Zudem nehme ich mir Zeit für die dort startende wunderschöne, mehrstündige Wanderung, die an verschiedenen Wasserfällen vorbeiführt und immer wieder schöne Ausblicke gewährt. Und auf dieser Tour begegne ich tatsächlich nur zwei Wanderern.

Am nächsten Tag folge ich einem Tipp. Von Seyðisfjörður aus mache ich mich auf den Weg über Asphaltstraßen und Schotterpisten auf der 94 nach Bakkagerði (Borgarfjörður Eystri). Im kleinen Hafen Hafnarhólmi nordöstlich von Bakkagerði erlebe ich Ende Juni ein für mich ganz besonderes Spektakel. Von den Treppen und auf der Aussichtsplattform des Vogelfelsens beobachte ich hautnah Papageitaucher. Tagsüber sind die drolligen Flugkünstler auf dem Meer, gegen Nachmittag/Abend kommen sie zur Fütterung ihrer Jungtiere angeflogen. Es ist ein lustiges Schauspiel. Die Papageitaucher lassen sich durch meinen Besuch nicht stören. Unbeeindruckt geht es über meinem Kopf hinweg Richtung Meer oder es wird zur Landung angesetzt. Hier könnte ich noch stundenlang verharren.

Meine Route führt mich weiter nach Norden. Über die Ringstraße geht es recht bequem zu den nächsten Naturschönheiten. Wer sich früh auf den Weg macht, der kann die Ringstraße hinter Skjöldólfsstadir verlassen und die parallel dazu verlaufende Schotterpiste 901 über Möðrudalur nehmen. Im höchstgelegenen Bauernhof Islands mit seiner Aussichtsterrasse empfiehlt sich ein Pausenstopp. Die gegenüberliegende Tankstelle im kleinen Grassodenhäuschen habe ich mich nicht getraut zu testen. Aber ein Fotomotiv ist sie wert. Zu lange sollte man sich nicht dort aufhalten, sonst ist der Tag zu lang. Denn auf dem Weg zum Mývatn liegt noch der Dettifoss. Schnell und bequem ist die Anfahrt über die 862. Ein riesiger Parkplatz für Busse ist der beste Hinweis auf die hohen Besucherzahlen. Gigantische Massen an grauem Gletscherwasser stürzen auf einer Breite von knapp 100m auf 44m in die Tiefe. Es ist der größte Wasserfall Europas. In dessen Schatten liegt der benachbarte Selfoss, den man über einen ausgetretenen und ausgeschilderten Pfad gut erreichen kann. Der Fluss stürzt hier nur 13m tief, aber er bezaubert mit seiner V-förmigen Schlucht durch die das Wasser von allen Seiten stürzt. Mich hat der Selfoss so fasziniert, dass ich beschließe am Folgetag am frühen Morgen von Mývatn zurück und dieses Mal auf der 864 zu beiden Wasserfällen zu fahren. Die 864 hat allerdings ihre Tücken. Das erklärt, dass hier der Besucherstrom wesentlich geringer ist. Busse fahren ohnehin diese Seite nicht an. 28km Schotterpiste wie ein Waschbrett. Ich komme selten an die 30km/h heran. Hier hätte ich mir ein Allradfahrzeug gewünscht. Aber die Mühe lohnt. Das Morgenlicht stellt beide Wasserfälle in Szene und die nervige Anfahrt ist schnell vergessen, jetzt wo die Sonne den Selfoss zum Glitzern bringt und die Kaskaden das Gletscherwasser in die Schlucht fallen lässt.

Begeistert trete ich die Rückfahrt zum Mývatn an. In meinen Reiseführern habe ich schon viel gelesen und meine Erwartungen werden nicht enttäuscht. Nicht nur, weil hier mit dem Naturbad Jarðböðin eine „Blaue Lagune“ zur Entspannung entstand. Auch das nahegelegene und leicht zu erreichende Hverir liegt direkt an der Ringstraße. Überall steigen Rauchwolken in den Himmel und es brodelt und zischt. Durch die schnelle Erreichbarkeit sind auch hier Busse unterwegs und man ist nicht allein. Mein Vorteil ist meine Flexibilität. Ich nehme mir die Zeit und wähle die kleine, ca. 1-stündige Wandertour, die steil hinauf über den Gipfel Námafjall führt und mir gigantische Ausblicke auf das gesamte Mýatngebiet gewährt. Selbst hier oben raucht es aus Ritzen und Spalten – und es sind nur wenige Mitstreiter unterwegs.

In meinem Wanderführer entdecke ich eine Tour, die ganz in der Nähe ist. So führt mich anderntags der Weg zur Krafla. Zunächst fahre ich hoch zum Parkplatz am Stóra-Viti, dem 33m tiefen mit Wasser gefüllten Krater. Dann geht es ein Stück hinunter zum Wanderparkplatz. Eine spektakuläre Rundwanderung durch eines der jüngsten Lavafelder Islands startet hier angeblich. Und das stimmt. Ich finde eine urgewaltige Lavalandschaft bei klassischem Islandwetter vor: Es ist bewölkt, windig, regnerisch und dann tritt plötzlich wieder die Sonne für einige Augenblicke zum Vorschein. Dieser Wetterwechsel und der Farbkontrast von schwefeligem Gelb bis zur schwarz erkalteten Lava sorgt für eine ganz besondere Stimmung. Die Kargheit der Krater aus denen hier und dort Dampf aufsteigt und die Stille, haben etwas von Endzeitstimmung und lassen mich Ehrfurcht haben vor der gewaltigen Macht der Natur, die mich hier umgibt. Die Spalten wurden durch den Kontinentaldrift verursacht. Jährlich klafft diese 2 – 2,5 cm mehr auseinander. Weit und breit Natur pur. Obwohl die Tour nur 1,5 Stunden dauert, ich bin gut 3 Stunden unterwegs. Die Schönheit hat mich einfach in ihren Bann gezogen. Zurück am Auto prasselt ein ordentlicher Schauer hinunter. Ideal für einen kurzen Stopp am Kraftwerk unterhalb. Auf verschiedenen Tafeln gibt es Informationen zum Vulkanismus, zum Kraftwerk und zur Nutzung der Wärme. Mir wurde sogar ein Kaffee angeboten.

Auf dem Weg nach Akureyri liegt der Goðafoss direkt an der Ringstraße. Geduld ist heute angesagt, denn es herrscht typisches Islandwetter – wolkenverhangener Himmel und gerade mal 7°C Außentemperatur. Passionierte Fotografen schreckt es nicht. Und es lohnt sich warm eingepackt auszuharren. Gerade ein paar wenige Minuten und die Sonne blinzelt durch die Wolken und wirft ihr Licht auf die Wassermassen, die hier 10m tief fallen. Ein tolles Naturspektakel. Man kann sowohl unten als auch oben am Wasserfall stehen und schauen. Im Idealfall ist man früh vor Ort, wenn noch keine Busse unterwegs sind. Kurz vor Akureyri hat man die Wahl – die Mautstraße oder aber über die 84 (die alte Ringstraße) über das Gebirge hinunter nach Eyjafjörður. Ich entscheide mich für die 84. Unten am Fjord Eyjafjörður angekommen biege ich aber erst einmal rechts nach Laufás. Eines der angeblich schönsten Museumshöfe Islands steht auf meinem Plan. Begrüßt werde ich von zwei sympathischen in Tracht gekleideten Damen, die neben dem Souvenirshop auch das Café betreiben. Für ein Stück Kuchen ist es bei mir schon zu spät, denn ich möchte mir noch die fünf Häuschen des Gehöfts mit den aus grasbewachsenen Torfsoden und die aus dem Jahr 1865 Jahr stammende Holzkirche anschauen.

Abends erreiche ich die Perle des Nordens, wie Akureyri auch liebevoll genannt wird. Als ich anderntags die Stadt erkunden möchte habe ich etwas Pech. Ein großes Kreuzfahrschiff hatte angelegt und die Stadt gut gefüllt. Zudem gab es in der sehenswerten Kirche eine Beerdigung. Also nur ein kurzer Besuch des Zentrums und ein Eis mit Karamell-Erdnussgeschmack geschleckt.

Mein nächstes Etappenziel Richtung Westen ist Gauksmyri. Die Strecke ist landschaftlich schön. Jetzt, Anfang Juli, habe ich den Eindruck als würde ich im Frühling die Alpen durchqueren. Von der Ringstraße ist es nur ein Katzensprung zur Víðimýrarkirkja. Dies kleine Kirche gilt mit als eine der stilechtesten Beispiele alter isländischer Baukunst, erbaut mit Treibholz und Torf. Im starken Kontrast dazu wirkt die futuristisch anmutende Kirche von Blönduós.

Was wäre Island ohne seine Pferde? Auf der Fahrt nach Gauksmyri sehe ich zahlreiche Pferdekoppeln. Und diese Region ist eine der Hochburgen. Über 30km Schotterpiste fahre ich zum Parkplatz oberhalb der Bucht Júnafjörður. Ein ca. 3-minütiger Fußweg führt zu einer Aussichtsplattform mit Sicht auf den Hvítsekur, einem Lavabrocken im Meer der als Drache oder Troll beschrieben wird. Ich klettere den Hang hinunter und bin froh auf meine Bergschuhe, die ich heute eher zufällig trage. Das erleichtert den Abstieg ungemein. Der Koloss steht auf dem schwarzen Lavastrand und je nach Gezeiten wird er von mehr oder weniger Wasser umspült.

Wie praktisch, dass die Tage im Sommer hier lang sind. Ich starte früh und wähle eine landschaftlich schöne und einsame Route, die mich bei Staðarskali über die 59 und dann die 54 an den Hvammsfjörður führt. Die Ausblicke entschädigen mich für die holprige Fahrt auf der Schotterpiste. Langsam nähere ich mich meinem Ziel: Grundarfjörður. Nach der Schaukelfahrt bin ich froh, mir noch ein wenig die Beine vertreten zu können. Bekannt ist der Ort für den 436 m hohen Kirkjufell der oft gemeinsam mit dem kleinen Wasserfall Kirkjufellsfoss im Vordergrund abgebildet wird. Das ist nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern der Berg kommt auch in vielen Filmen vor, die in Island spielen. Anderntags lacht die Sonne aber erst einmal nicht. Egal, für ein Erinnerungsbild ist es auf jeden Fall gut. Von Grundarfjörður nehme ich die Küstenstraße, die mich über Ólafsvík und Hellissandur auf die andere Seite der Halbinsel in den Snæfellsjökull National Park führt. Der Krater Saxhóll steht ganz imposant an der Straße. Eine Treppe am Kraterrand entlang führt hoch bis an den Rand. Der Wind pfeift extrem, aber der kurze Aufstieg lohnt. Und er hat sein Gutes – er gibt die Sicht auf den sagenumwogenen Snæfellsjökull frei. Ein idealer Tag für eine Fahrt hoch zum Gletscher. Über die 570 kann man hinauffahren. Diese Schotterpiste ist allerdings eng und steil und es ist mit Gegenverkehr zu rechnen.

Vom Hotel Hellnar ist es nicht weit zum Snæfellsjökull-Gletscher, nach Arnarstapi oder zur Bucht von Dritvík, wo Reste eines verunglückten Trawlers als Zeitzeugen am Strand liegen. In Arnarstapi mache ich mich auf zu einer zweistündigen Wanderung entlang der Küste. Die fantastische Steilküste bietet wunderschöne Blicke auf Basaltsäulen, Felsentore, Vogelkolonien und nicht zuletzt auf das türkisfarbene Meer. Und auch hier zeigt es sich: Ist es in Arnastapi noch gut gefüllt so wird es im Verlauf der Wanderung wesentlich ruhiger.

Meine Reisetage sind inzwischen gezählt. Es wird Zeit Richtung Reyjkavík aufzubrechen. Bevor ich mich aber in die quirlige Hauptstadt aufmache möchte ich noch zum Hraunfossar. Ich verlasse die Halbinsel und fahre zurück zur Ringstraße, der ich ein wenig Richtung Norden folge, bis ich über die 50 und 518 Richtung Húsafell den Hraunfossar erreiche. Die frühen Morgenstunden bieten sich für den nicht wirklich spektakulären Wasserfall an. Er ist aufgrund der Gesteinsformationen, seiner Farbtönungen und Breite ein schönes Naturerlebnis. Ein Lava-Wasserfall der eine über einen Kilometer lange Kaskade bildet. Einmal mehr bedauere ich, nicht mit einem Allrad unterwegs zu sein. Anderntags kann ich nämlich nicht vom Hraunfossar über die 550 zum Þingvellir National Park fahren, um direkt zum Goldenen Kreis zu gelangen. Diese Piste ist entgegen meiner Autokarteninformation leider Allradfahrzeugen vorbehalten. Mein Weg führt mich daher zurück zur Ringstraße und dann nach Reyjkavík.

In der Hauptstadt Islands ist am Wochenende „Partytime“. Im imposanten Harpa, dem Kongresszentrum der Stadt, geht man fein gekleidet in das Konzert. Mein Bummel führt mich durch die Innenstadt. Die Fußgängerzone anzusehen lohnt sich. Wer ein wenig "Kleingeld" hat, kann hier geschmackvoll in den exklusiven Läden einkaufen. Für Touristen gibt es natürlich auch die klassischen Souvenirläden. Auffällig sind die durchweg gut gefüllten Restaurants und Bars in der gesamten Innenstadt. Manch eine Fassade ist so flippig wie einige Isländer gekleidet sind. Es gibt ein Punk-Museum und viele weitere Kuriositäten. Die bunten kleinen Häuschen stehen im Kontrast zu den modernen Glasbauten. Gegen 23 Uhr finde ich mich am Sun Voyager, einer Skulptur an der Meerespromenade, ein. Der Trubel hält sich in Grenzen und wer etwas wartet, schafft es auch auf ein Bild ohne unliebsame Nachbarn. Eine spektakuläre Nachtaufnahme vom gläsernen Harpa gibt es indes nicht. Midsommer ist gerade vorbei und es bleibt hell. Egal. Ins Harpa sollte man auf alle Fälle gehen. Die Architektur ist auch von Innen imposant. Empfehlenswert ist der Besuch vom Perlan. Im Perlan, die „Perle“ befindet sich seit 2017 das Museum der Naturwunder Islands. Üppige Vegetation im Wintergarten, eine computergesteuerte Fontäne, die an einen Geysir erinnert und alle paar Minuten einen 15m hohen Wasserstrahl ausspuckt und unter der Kuppel ein Restaurant mit 360°-Panoramablick. Zu den Highlights von Perlan gehören die Ausstellung „Gletscher und Eishöhle“ mit der begehbaren Eishöhle und das Planetarium. Und wer im Sommer Nordlichter sehen möchte: Die Multimediashow über das Polarlicht in Top-Qualität macht es möglich. Sensationell gut gemacht.

Mein Fazit – vier Wochen in Island waren immer kurzweilig. Die Natur mit Temperaturen von 4°C bis 20°C und bis zu Windstärke 6 im Sommer sind der beste Beweis für die Extreme dieses Landes. Wer sich darauf einlässt, der wird begeistert sein – und auch im Sommer Mütze und Handschuhe freudig mit ins Gepäck nehmen.   

 

 

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