Heikes Reisebericht - Süd-West-Norwegen Herbst 2022

Norwegen im Herbst, eine neue Erfahrung für mich. Ich bin neugierig auf die Fährreise mit der Color Line von Kiel nach Oslo. Wir gönnen uns das 3-Gänge-Menü im Restaurant Oceanic. Ein Glückstreffer. Ein schöner Sitzplatz in angenehmer Atmosphäre, ein aufmerksamer und kompetenter Service und eine feine Küche. Zudem bietet das Restaurant Oceanic mit der komplett verglasten Rückfront des Schiffes einen fantastischen Blick auf die See. Wir erleben eine wunderschöne Vollmondnacht. Der Mond wirft sein Licht auf die glitzernde, ruhige See. Die Außenkabine hat sich wirklich gelohnt. Morgens sehen wir die Sonne durch das große Bullauge über dem Meer aufgehen. Das motiviert gleich zum Fototermin auf dem Panoramadeck. Anschließend gibt es ein super sortiertes Frühstücksbuffet im Hauptrestaurant. Die norwegischen Leckereien machen Lust auf den bevorstehenden Urlaub. Diese "Mini-Kreuzfahrt" ist ein Erlebnis.

Als Hobby-Landschaftsfotografin bin ich überwiegend in der Natur unterwegs. Auf unserer Etappe durch die Telemark zur Hardangervidda durfte dennoch die Besichtigung von Norwegens größter Stabkirche, der Heddal Stabkirche, nicht fehlen.

Mein erstes Natur-Highlight ist die Wanderung zum Gaustatoppen. Schnell geht es, nimmt man die Gaustabanen bis zur Hütte und ab Hütte klettert man zum Gipfel. Wir haben uns für die längere Variante entschieden. Den höchsten Berg der Telemark, der als Berg mit der weitesten Aussicht gilt, erlebten wir bei sonnig-windigem Norwegenwetter ab Wanderparkplatz. Hütte und Gipfel haben wir uns geschenkt, da sich der Gastatoppen zunächst ganz vornehm in Wolken hüllte.

Die wilde Landschaft der Hardangervidda kannte ich von einer Frühjahrsreise. Eine der beliebten Norwegischen Touristikstrassen mit tollen Panoramen. Wer dieser Straße bis zum Eidfjord folgt, der sollte den "am Straßenrand" liegenden Vøringfossen einplanen. Von Juni bis September gibt es gleich zwei Wasserfälle, die sich dort in die Tiefe stürzen - und das mit einer Fallhöhe von 182m. Das Besondere: Es gibt mehrere Aussichtsplattformen die teilweise spektakulär durch Stege verbunden sind. Ein irres Gefühl dort zu stehen. Die Komposition aus schwarzem Granitfels, grünem Moos und schäumendem Wasser ist einfach überwältigend. Unten am Eidfjord, sozusagen dem "Wurmfortsatz" vom Hardangerfjord, lohnt ein Stopp am Parkplatz kurz vor dem Tunnel. Von hier aus gelangt man über den Fuß- und Radweg hinunter auf die Hardanger Brua - die elegante Brücke über den Fjord. Der Weg durch den "Regenbogentunnel" und der Blick von der Brücke aus auf den Fjord sind klasse.

Wir queren den Hardangerfjord in Richung Jondal und fahren bis nach Utne, nachdem wir vorher noch den Steinsdalsfossen bei Nordheimsund "mitgenommen" haben. Zwischen Jondal und Utne läuft ein Teil der Touristikstrasse "Hardanger". Die Region ist berühmt für die Apfelblüte im Frühjahr. Jetzt im Herbst locken leuchtend rote Äpfel. Wer ein paar Norwegische Kronen hat, der kann gleich ein paar knackig saftige Äpfel direkt am Straßenrand kaufen. Das Geld wirft man in eine Schachtel. Eigentlich benötigt man kein Bargeld mehr in Norwegen, jetzt verprassen wir das wenige Kleingeld aus dem letzten Norwegenurlaub.

Bevor es nach Utne geht, nehmen wir in Jondal den Abstecher zum Folgefonna Gletscher, der im gleichnamigen Nationalpark liegt. Eine schmale, gebührenpflichtige Straße führt uns in Serpentinen hinauf. Wer mag, kann hier im Sommer auf dem Gletscher Skifahren.

Als genauso kurvenreich wie die Fahrt zum Gletscher entpuppt sich die Küstenstraße. Bei den einmalig schönen Ausblicken macht auch diese Strecke bis Utne richtig Spaß. Wir nehmen die Fähre von Utne hinüber nach Kinsarvik, wo wir unsere Reise in südlicher Richtung fortsetzen. Heute ist ein sonniger Herbsttag. Eine schöne, nur bei trockenem Wetter ratsame, Wanderung zu den Wasserfällen im Husedalen steht auf unserem Plan. Gleich vier Stück sind es. Norweger schaffen es vom Wanderparkplatz entlang der Wasserfälle zur unbewirtschafteten Hütte auf der Hardangervidda in sechs Stunden. Respekt. Ich schaffe es bis zum Fuß des dritten Wasserfalles in vier Stunden. Genug Höhenmeter für mich. Den Rest überlasse ich den norwegischen Sportskanonen.

Unsere Reise führt uns am Utnefjord entlang weiter südwärts. Wir genießen die letzten Blicke hinauf zum Schnee des Folgefonna Gletschers, machen einen kurzen Fotostopp am Lätefoss, einem Wasserfall, der über 165m in zwei Armen den Fels hinunterstürzt. Bei Håra biegen wir auf die spektakuläre Straße 520, ein Teil des "Touristigweg Ryfylke". Eine malerische, kurvenreiche und schmale Straße bringt uns ettliche Höhenmeter hinauf und dann wieder hinunter nach Sauda, wo bereits der Svandalsfossen auf uns wartet. Heute ist es regnerisch und windig. Spaß macht es trotzdem, diese wilde Natur durch die Autofenster vorbeiziehen zu sehen.

Jetzt heißt es Daumen drücken. Für uns gibt es nur ein kleines Zeitfenster für die Wunschwanderung - hinauf auf den Preikestolen. Der Wetterforecast meldet Sonne. Und so starten wir an einem Samstagmorgen gleich mit Sonnenaufgang am Preikestolen Wanderparkplatz. Der Weg ist gut markiert, von nepalesischen Sherpas angelegte Steintreppen führen teilweise hinauf und die für das letzte Stück angesagte erforderliche Schwindelfreiheit auf der Passage ist inzwischen entschärft: Das Felsband zum Preikestolen ist mit einer Holztreppe und einem Geländer gesichert. Unterschätzen sollte man diese Tour aber nicht. Es sind ordentliche Höhenmeter zu bewältigen und Trittsicherheit, Ausdauer sowie Wanderausrüstung sind dringend angeraten. Die Anstrengung lohnt. Und es lohnt früh da zu sein. Dann ist es relativ ruhig und man kann ungestört fotografieren. Nun ja, nicht ganz ungestört - wir werden tatsächlich Augen- und Fotozeuge eines Heiratsantrages von einem Australischen Paar. Deren Freude ist riesig, als sie erfahren, dass "ihr Augenblick" festgehalten wurde und sie das Foto von uns bekommen. Am frühen Mittag treten wir den Rücktritt an. Bei super Wetter kommen uns ganze Völkerwanderungen entgegen. Die Felskanzel gehört zu den beliebtesten Wanderungen in Norwegen.

Der Kjerag steht nicht auf der Wanderwunschliste. Dafür die Panoramastraße "Suleskarvegen". Auch diese Gebirgsstraße durch das Hunnedalen ist wunderschön. Von dort aus könnte man einen Abstecher nach Lysebotn, dem Fjordende vom Lysefjorden machen. Wir aber fahren weiter bis Håheller, einem Parkplatz am See. Von dort aus kann man eine kurze Wanderung unternehmen. Es geht gleich steil los, frei nach dem norwegischen Wanderprinzip "von Markierung zur Markierung" - den Weg sucht man sich in Norwegen tatsächlich oft selbst. Eine wunderschöne Strecke mit Wanderverpflegung: Blauberen und Moosbeeren. Farblich ein toller Kontrast zu den hellen Flechten und den im Herbst rot leuchtenden Blättern der Ruska. Auf dem Hügel angekommen tut sich ein gigantisches Panorama über der riesigen Talsperre auf. Hier wird ein Sechstel des gesamten Norwegischen Strombedarfs erzeugt.   

Meine Reise führt zum Abschluß an die Küste. Die gesamte Norwegische Küstenstraße geht nicht, aber der südlichste Punkt Norwegens muss es schon sein: Kap Lindesnes. Im Eintritt sind die Besichtung vom Museum, Ausstellungen und Gebäude auf dem Areal und die Begehung des Leuchtturmes enthalten. Wer Zeit hat dreht hier eine kleine Wanderrunde und klettert über die Küstenfelsen. Nach den zurückliegenden Wochen mit herbstlichen Bergen, beeindruckenden Fjorden und zahlreichen Wasserfällen genieße ich den Blick auf das offene, weite Meer. Und staune nicht schlecht wie lang Norwegen ist: Vom südlichsten Punkt Kap Lindesnes bis zum Nordkap sind es 2518 km.

Von Lindesnes geht es weiter nach Kristiansand. Dort möchte ich die relativ neue Fährverbindung testen. Mit der HNL geht es am Nachmittag mit der Nachtfähre von Kristiansand nach Eemshaven in die Niederlande. Die Überfahrt geht über eine wilde Nordsee. Als Seeuntauglicher bin ich dankbar für die Reisetabletten und kann somit trotz ordentlichem Seegang ein sehr feines 3-Gang-Menü am Abend genießen und auch das Frühstück am anderen Morgen. Mit Ausnahme von der Servicecrew wanken und schwanken wir an das sehr reichhaltige Buffet. Selbst die Tellerwärmer befördern die Frühstücksteller quietschend und ächzend je nach Wellengang auf- oder ab.

Kurz bevor wir Borkum erblicken beruhigt sich das Wetter. Zeit, noch etwas Meeresluft zu inhalieren und die Einfahrt in den Hafen zu bestaunen. Eemshaven ist ein Industriehafen. Ein Lotse wird für die Küstenpassage "à la Bond 007" mit dem Hubschrauber an Bord gebracht, später begleiten uns ein Schlepper und ein Feuerwehrboot von der Hafeneinfahrt bis zum Anleger.

Mein Fazit: Telemark, Fjord-Norwegen und der Süden versprechen einen abwechslungsreichen Urlaub. Der Herbst ist farbenreich und die wilde Natur fasziniert mich immer wieder neu. Dazu die Gelassenheit und Freundlichkeit der Norweger, die sehr angenehme Partner im Straßenverkehr sind. Und in Sachen Architektur haben Sie tolle Ideen. Egal ob architektonisch ausgefeilte Rastplätze oder innovative Gebäude wie beispielsweise das 2019 eröffnete Restaurant "under". Dieses Unterwasserrestaurant liegt nicht weit von Kap Lindesnes entfernt und bedient seine Gäste gut 5 Meter unter der Meeresoberfläche. Auch bei der Digitalisierung liegen die Norweger vorn. Hier bezahlt man elektronisch, selbst  gebührenpflichtige Fährüberfahrten oder auch den Wanderparkplatz Preikestolen.

 

 

 

   

 

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